Die häufigsten Fallen beim Stromanbieterwechsel

Seitdem der Strommarkt in Deutschland liberalisiert worden ist, kann man als Bürger seinen Stromanbieter selbst auswählen. Mittlerweile gibt es knapp 1.000 große und kleine Energieversorger in Deutschland – mit steigender Tendenz.
Die häufigsten Fallen beim Stromanbieterwechsel
© Zerbor – Panthermedia.net

Während vor allem die lokalen Grundversorger in der Regel die teuersten Tarife anbieten, sind es dagegen insbesondere kleine, unabhängige Versorger, bei denen sich richtig Geld sparen lässt. Die einfachste Variante, einen günstigeren Stromanbieter zu finden, ist ein kostenloser Preisvergleich im Internet. Für Laien gibt es allerdings einige Fallen, weswegen es wichtig ist, sich im Vorfeld genau zu informieren. Wir zeigen, wie Sie Ihren Anbieterwechsel sicher und risikofrei durchführen – und worauf es bei der Wahl eines neuen Energieversorgers zu achten gilt.

Welche Fallen bei neuen Stromverträgen lauern

Wie auch bei Handyverträgen oder Krediten gibt es gewisse Richtlinien, über die man vor dem Abschluss eines neuen Energievertrags Bescheid wissen sollte. So sollte im Vorfeld geklärt werden, ob man sicher ist, eine zweijährige Vertragslaufzeit zu starten und ob beispielsweise drei Monate Kündigungsfrist für einen selbst ein Hindernis darstellen. Zwar gibt es bei vielen Energieanbietern den Vorteil, dass die Kündigungsfristen kürzer sind, doch dies ist nicht überall der Fall.

Eine kürzere Laufzeit sorgt natürlich für ein hohes Maß an Flexibilität – sollte man irgendwann einmal einen preiswerteren Anbieter finden, kann man kurzfristig wechseln. Prinzipiell ist es sehr wichtig, die Kündigungsfristen und -bedingungen genau zu kennen, so dass Verträge nicht versehentlich verlängert werden. Am besten markiert man sich die Frist im Kalender. Viel Sicherheit gewährleisten darüber hinaus auch Energieverträge, bei denen der Anbieter eine Preisgarantie zusichert.

Fallen bei der Kündigung

Wenn es bei der Kündigung eines älteren Stromvertrags Probleme oder Verzögerungen gibt, liegt dies häufig an verwaltungstechnischen Komplikationen, weil der Kunde sozusagen zweifach kündigt. Denn die Kündigung wird immer vom neuen Anbieter durchgeführt, sobald man bei diesem einen neuen Tarifvertrag unterschrieben hat. Wenn der Stromkunde lieber selbst kündigen möchte, sollte dies dem neuen Versorger mitgeteilt werden. Dann ist man jedoch auch selbst für den rechtzeitigen Eingang der Kündigung beim Altanbieter verantwortlich.

Sehr wichtig ist, dass die Kündigung rechtzeitig eintrifft und man als Kunde um eine zeitnahe Bestätigung bietet – mit dieser ist man rechtlich abgesichert. Handelt es sich um eine Sonderkündigung oder um eine Kündigung kurz vor dem Ablauf der Frist, sollte unbedingt ein Einschreiben verschickt werden, um den Erhalt bestätigt zu bekommen. Auch hier ist man rechtlich auf der sicheren Seite.

Vorkasse, Kautionen und Paketpreise

Viele Stromanbieter offerieren ihren Kunden kompakte Paketpreise an, die auf den ersten Blick zwar sehr attraktiv wirken, sich aber als teure Preisfalle entpuppen können. Pakettarife funktionieren so, dass der Kunde im Vorfeld eine bestimmte Menge an Strom kauft. Bezieht man letzten Endes mehr als man erworben hat, ist der Preis pro Kilowattstunde für gewöhnlich deutlich teurer. Verbraucht man dagegen weniger, gibt es meist kein Geld zurück. Solche Tarife eignen sich nur dann für einen selbst, wenn der Verbrauch mit großer Sicherheit vorausgesagt werden kann und sich stetig auf einem gleichbleibenden Niveau bewegt.

Ähnlich verhält es sich mit Kautionen oder Vorkasse-Zahlungen. Denn hier geht der Kunde immer ein gewisses Risiko ein. Sollte der Stromanbieter zwischenzeitlich pleite gehen, ist das Geld meist unwiederbringlich weg. Somit ist es einem jeden selbst überlassen, ob er dieses Risiko auf sich nehmen will.

Der einmalige Bonus – Vorteil oder teure Kostenfalle?

Führt man einen Strompreisvergleich im Internet durch, werden in der Übersichtstabelle häufig Wechselboni angezeigt. Diese wirken auf den ersten Blick sehr attraktiv – denn wer hätte nicht gern 150 Euro oder mehr direkt auf sein Konto überwiesen, ohne etwas dafür tun zu müssen? Doch so verlockend es sich auch anhört – es gibt einige Fallen, auf die Verbraucher reinfallen können. Denn kein Unternehmen hat etwas zu verschenken – man darf sich sicher sein, dass der Energieversorger sich die Ausgaben an anderer Stelle wieder zurückholt Meist geschieht dies in Form von Preiserhöhungen, die nach einem oder zwei Jahren plötzlich eintreten. Ist dies aber schon im Vorfeld bekannt, wenn man den Vertrag unterschreibt, kann man kein Sonderkündigungsrecht in Anspruch nehmen! Dieses gilt nur dann, wenn ein Stromanbieter willkürlich seine Preise erhöht und dem Kunden ein entsprechendes Schreiben zukommen lässt.

Hin und wieder kommt es vor, dass Energieversorger Boni nicht oder erst sehr spät an ihre Kunden ausbezahlen. Deshalb gilt es beim Abschluss eines Vertrags unbedingt darauf zu achten, ob der Bonus nur für Neukunden gedacht ist oder ob es noch weitere Voraussetzungen für den Erhalt gibt. Eine häufige Klausel ist beispielsweise, dass der Kunde nicht vor dem Ende des ersten Vertragsjahres kündigen darf. Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht trotzdem fristgerecht den Vertrag kündigen kann. Den Bonus erhält man dann aber in der Regel erst nach einem Jahr, wenn die Voraussetzung erfüllt worden ist.

Auch bei Ökostromanbietern ist Vorsicht geboten

Grundsätzlich ist Ökostrom natürlich eine gute Sache: Die Energie stammt nicht aus konventionellen, sondern aus regenerativen Quellen. Meist ist Ökostrom heutzutage sogar preiswerter, was mehr und mehr Verbraucher zu einem Wechsel veranlasst – schließlich gibt es das gute Gewissen gratis dazu. Das Problem ist hierbei jedoch, dass Ökostrom bislang nicht geschützt ist und somit nicht jeder als Ökostrom bezeichnete Tarif wirklich zu 100 % aus erneuerbaren Energien stammen muss. Mittlerweile gibt es einige strenge Siegel, an denen sich Kunden orientieren können – notfalls kann man auch einfach beim Verbraucherschutz nachfragen.

Fazit: Wer alles genau prüft, geht das kleinste Risiko ein

Dass ein Wechsel des Stromanbieters pro Jahr mehrere hundert Euro einsparen kann, steht außer Frage. Allerdings sollte man sich für einen Vergleich ruhig viel Zeit nehmen, um das Angebot mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Ein Online-Vergleich ist kostenfrei und vollkommen unverbindlich – mit ihm lässt sich schnell aufzeigen, ob und wie viel man bei einem anderen Versorger sparen könnte. Trotzdem sollte man sich nicht nur von einem möglichen Ersparnis blenden lassen, sondern auch weitere Konditionen prüfen: Gibt es eine Preisgarantie sowie kurze Kündigungsfristen und Laufzeiten, ist dies ein gutes Zeichen und ein Wechsel kann sich durchaus bezahlt machen.